MICHAEL O`HEARN – INTERVIEW

MICHAEL O`HEARN – INTERVIEW

Interview mit Michael O`Hearn. In diesem Interview berichtet der American Gladiator über sein Weg zum einem der bekanntesten Bodybuilder in Hollywood.

Frage: Du bist seit deiner High-School in mehreren Disziplinen ein ausgezeichneter Sportler gewesen. Du hast Bodybuilding und Powerlifting betrieben. In anderen Sportarten, wie American Football, Wrestling und im Martials Arts, bist du ebenfalls gut. Hat das deinen ersten Auftritt bei „American Gladiators“ einfacher gemacht?

Michael O’Hearn: Na ja, es war sicherlich einfacher als eine reine Schauspielerrolle zu übernehmen, da ich mit meiner äußeren Erscheinung von 1,90 Meter und 113 Kilo ohnehin einen Charakter wie Thor verkörpere. Wenn Shows wie „American Gladiators“ oder „Battledome“ produziert werden, in denen es um Theatralik und Athletik geht, bin ich dabei.Als ich mir zu High-School- und Collegezeiten die ersten Sendungen von „Gladiators“ ansah, dachte ich: Diese Jungs sind echte Superhelden. Sie verkörperten für mich den Gipfel eines gesunden Lebens und waren irgendwie überirdisch. Ich konnte von den Darstellern der ersten Sendungen viel lernen. Und was ich von ihnen gelernt habe, kann ich in den aktuellen Shows unter Beweis stellen. Einfach nur mit „Nitro“, „Hawk“ und all den anderen kämpfen zu können und zu lernen, wie sie mit dem Mikrofon umgingen — das waren großartige Darsteller.

Frage: Die Show war schließlich abgelaufen, aber du bist beim Unterhaltungsfernsehen geblieben. Zwei Jahre später kam „Battledome“ heraus, wovon zwei Staffeln produziert wurden. Und später hast du die Buchumschläge von Liebesromanen geziert, bist zum Film gegangen und vieles mehr.

Michael O’Hearn: Ja, wir hatten zwei gute Staffeln mit „Battledome“. Es hatte auch Spaß gemacht, aber die Show konnte sich einfach nicht durchsetzen. Es war schön, dass ich von Anfang an mitwirken durfte. Ich war bei der Pilotsendung dabei, und dann wurde ich gleich für die ganze Show unter Vertrag genommen. Sie war wesentlich brutaler als „American Gladiators“.

Frage: Einer deiner Vorteile gegenüber deinen Teamkameraden und Herausforderern war schon immer deine Kraft. Ich habe schon über deinen guten Ruf als Powerlifter geschrieben, den du dir erworben hattest. Letztes Jahr hast du das Powerlifting wieder aufgenommen, nicht wahr?

Michael O’Hearn: Ja, das stimmt. Ich stieg in die Gewichtsklasse bis 125 Kilo Körpergewicht auf und drückte auf der Bank 272 Kilo — ohne Bankdrückshirt. Bei Kniebeugen schaffte ich ohne Gürtel 370 Kilo und beim Kreuzheben 345 Kilo.

Frage: Ich habe mich schon immer gefragt, inwieweit solch ein Bankdrücker Shirt von Vorteil sein kann. Offensichtlich ist es mehr als nur eine kleine Hilfe.

Michael O’Hearn: Oh ja! Ein Shirt kann beim Bankdrücken 90  bis   130  Kilo  ausmachen, vielleicht sogar mehr. Du solltest mal einen Artikel darüber schreiben. Wenn man solch ein Shirt übergezogen   hat, kann man die Arme nicht mehr frei bewegen. Man muss also 450 Kilo oder mehr heben, so dass die Arme sich gezwungenermaßen beugen, um das Gewicht abwärtsbewegen zu können. Ich möchte nicht respektlos erscheinen, aber wenn du nicht gerade ein so, starker Bodybuilder bist, dass du mit einem Posingslip trainieren kannst, dann kannst du das Gewicht nicht bewältigen.

Frage: Wo kann ich mir solch ein Shirt besorgen? Ich habe beim Bankdrücken schon mal 158 Kilo gedrückt. Übrigens: Ich muss so ein Shirt tragen, denn ich werde garantiert nicht im Posingslip im Studio trainieren. Hast du das schon mal gemacht?



Michael O’Hearn: Nein, aber ich habe schon mal nur in Shorts trainiert – ohne Shirt [lacht]. Bei Kniebeugen trage ich keinen Sportanzug, keinen Gürtel, keine Kniebandagen. Auch beim Kreuzheben trage ich keinen Sportanzug und lege keinen Gürtel um. Ich benutze keinen Gürtel, weil dadurch nur mein Rücken verkümmern würde. Warum sollte ich bei all dem, was ich mache, einen Gürtel benutzen, wenn ich ihn beim Wettkampf ohnehin nicht tragen kann? Er hilft mir sowieso nicht! Davon bin ich überzeugt, und ich habe mich bislang noch nie verletzt. Heutzutage bin ich auch stärker als jemals zuvor.

Frage: Du hast dich in deiner sportlichen Laufbahn nie ernsthaft verletzt?

Michael O’Hearn: Nein. Es gibt etwas, das als stumpfes Trauma bezeichnet wird. Wenn man etwas immer und immer wieder macht, wird man speziell dafür extrem viel Kraft aufbauen. Hast du auf Discovery Channel diese Shows gesehen? Eine Folge zeigte jemanden, der mit seiner Faust andauernd irgendwelche Sachen zertrümmerte. Dadurch entwickelte er schließlich noch mehr Kraft in seiner Faust. Jemand anderer würde sich die Hand dabei brechen. Ich benutze nie leichte Gewichte. Bei jedem Workout trainiere ich mit schweren Gewichten, an fünf Tagen in der Woche. Ich trainiere jeden Tag eine Körperpartie und raste dabei richtig aus. Auf diese Weise trainiere ich das ganze Jahr hindurch. Meine Trainingsmethode ist gut für mich und für das, was ich tue. Wenn jemand Bodybuilding betreibt oder an allgemeiner Fitness interessiert ist, sage ich ihm: „Du brauchst nicht so schwer zu trainieren wie ich, gehe die Sache etwas leichter an“. Ich gebe es ja zu: Meine Besessenheit im Studio führt zum Übertraining. Ich weiß, dass ich irgendwann aufhören sollte. Aber ich trainiere leidenschaftlich gerne mit Gewichten, so dass ich es nicht lassen kann. Ich habe viermal die „Natural Universe“ gewonnen und Rekorde im Powerlifting gebrochen. Ich habe den Wettbewerb „West Coast Strongman“ gewonnen. Dabei standen mehrere Disziplinen auf dem Programm: Der Farmers Walk, einen Truck ziehen, Atlassteine und Baumstämme heben, Reißen und Stoßen, Bankdrücken, Kniebeugen, Kreuzheben – all diese extremen Sachen halt.

Frage: Es ist kein Geheimnis, dass man sich fragt, ob du das wirklich alles ohne Dopingmittel schaffst. Stört dich das?

Michael O’Hearn: Nein – ich liebe es! Wenn ich gefragt werde, ob ich Anabolika eingenommen habe, antworte ich: „Vielen Dank. Ich betrachte diese Frage als echtes Kompliment.“ Ich versuche zu beweisen, dass man all diese Sachen ohne Dopingmittel schaffen kann. Was hätte ich erreicht, wenn ich Anabolika einnehmen würde?

Frage: Wenn du sagst, du würdest dich übertrainieren – über wie viele Sätze reden will dann?

Michael O’Hearn: Du kennst doch Joe DeAngelis. Du hast schon Artikel über ihn geschrieben, nicht wahr? Nun, Joe sagte mal etwas zu mir, da mir wirklich viel bedeutet. Er sagte, er hat noch nie jemanden getroffen, der über das ganze Jahr hindurch so kräftig ist wie ich. Wenn wir beide zusammen trainieren, zählen wir die Sätze nicht. Wir halten uns gegenseitig in Schwung. Ich habe fünf Trainingspartner, jeweils für eine andere Körperpartie. Keiner von ihnen hat die Zeit, um mit mir die ganze Woche ins Studio zu gehen. Ich trainiere, um den anderen fertigzumachen, bis er nicht mehr kann. Das macht mir Spaß, es ist wie ein Kampf!

Frage: Ja, bei „American Gladiators“ kann ich die Freude in deinen Augen sehen. Vor allem dann, wenn du als Meister Lanzenduells deinen Gegner oft nur mit einem Schlag – niederstreckst.

Michael O’Hearn: Du bist ein guter Beobachter. Ja, ich mag es, jemanden zu besiegen. Ganz gleich in welchem Wettkampf.

Frage: Michael 0’Hearn hat neun ältere Geschwister, die alle entweder Bodybuilding, Powerlifting, Wrestling oder Kampfsport betreiben. Was spornt diesen Siegeswillen bei dir an? Warst du als Kind auch schon so?

Michael O’Hearn: Ich bin mit neun Geschwistern groß worden (ich bin der Jüngste), und alle haben Bodybuilding, Powerlifting, Wrestling und Kampfsport betrieben. Eine Schwester von mir hat den Emerald-Cup gewonnen, ein andere die „Washington Powerlifting  Championships“. Und zwei meiner Brüden haben im Bodybuilding den Mr. Washington gewonnen.  Nicht nur meine älteren Brüder haben mir immer in den Hinten getreten, sondern auch meine ältere Schwestern! Ich wusste bereits als Kind wie man trainieren muss.

Frage: Das klingt fast so, als ob man die erste Staffel von „Survivor“ bei den O’Hearns zu Hause hätte drehen sollen.

Michael O’Hearn: Klar. Wenn du essen wolltest, musstest du dir eine Gabel nehmen und den anderen damit erstechen [lacht]. Ich wurde also geboren, um ein Kämpfer zu sein – jedenfalls auf sportlichem Gebiet.


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Frage: Aber du konntest als Kind nicht lesen und schreiben.

Michael O’Hearn: Richtig. Da ich größer als die anderen Kinder war, habe ich eine Klasse übersprungen, wobei mir jedoch die Grundkenntnisse des Lesens und Schreibens entgangen sind. Ich konnte das in dem jungen Alter nicht verstehen. Ich dachte, ich würde langsam lernen oder was auch immer. Also fand ich dadurch noch mehr Gefallen am Sport. Als Kind wirst du geärgert, wenn du „anders“ bist. Das spornte mich noch mehr an, der stärkste Junge und der beste Sportler in der Schule zu sein.

Frage: Schließlich hatte man bei dir eine Form der Legasthenie festgestellt.

Michael O’Hearn: Ja in der neunten oder zehnten Klasse. Und ich bin froh, dass ich diese Schwäche hatte. Denn dadurch konnte ich andere Sinne schärfen, um im Leben zurechtzukommen. Zum Beispiel habe ich meine Drehbücher öfter als andere gelesen, um meine Legasthenie zu korrigieren. Dadurch wurde ich zu dem, der ich bin. Und ich würde es heute nicht anders machen.

Frage: Ich denke, du hast die Dinge gut in den Griff bekommen,  Titan. Haben dich die Produzenten von „American Gladiators“ auf deine Rolle angesprochen oder bist du auf sie zugegangen? Wann fanden die Proben statt? Und hast du geglaubt, die Rolle in der Tasche zu haben?

Michael O’Hearn: Es ist noch nicht lange her, seitdem das alles begann. Ich muss gestehen, dass mein Ego etwas angekratzt war,  denn ich habe in „Varieté“ eine Ankündigung der Show gesehen, aber niemand hatte mich kontaktiert. Also rief ich meinen Manager an und sagte ihm, dass ich mich mit den Produzenten von NBC treffen wolle. Er sagte: „Mach dir keine Sorgen. Sie werden dich schon anrufen,  wenn sie dich  brauchen. Dann bringen wir dich direkt zu den Produzenten, denn sie wissen bereits, wer du bist. „Ich sagte ihm, so würde das mit mir nicht funktionieren. Wenn jeder andere bei den Proben ist, dann muss ich auch dabei sein. Ich ging zu den Proben und sagte, dass ich der Teamkapitän sein möchte, um die Jungs in den Kampf zu führen. Es lief darauf hinaus, dass ich bei den Proben sämtliche Rekorde gesetzt hatte. Heute kommen sowohl Gladiatoren als auch Herausforderer zu mir und sagen, dass sie meine Rekorde brechen werden. Ich lächle nur und sage „Okay“. Aber jetzt sind wir in der zweiten Staffel, und meine Rekorde sind immer noch ungebrochen.

Frage: Wo fanden die Proben statt?

Michael O’Hearn: Hier, in New York, Texas, Chicago und Florida. Während der Proben wog ich 122 Kilo und lief einen Kurzstreckensprint über 35 Meter in 4,8 Sekunden. Du musst jedoch bedenken, dass wir auf einem Schotterweg liefen. Außerdem habe ich in 60 Sekunden 35 Klimmzüge geschafft.

Frage: Gleichwohl wusstest du noch vor dem ersten Klimmzug, dass du bei der Show dabei sein würdest.

Michael O’Hearn: Nicht wirklich. Ja, ich hatte schon ein gutes Gefühl bei den Proben [lacht]. Jeder sagte mir, dass ich sicherlich bei der Show dabei sein würde. Aber in Hollywood ist gar nichts sicher. In diesem Geschäft hast du stets den Spruch im Kopf: „Gib bloß deinen Tagesjob nicht auf“. Bei „Battledome“ wurde ich nie besiegt. Mit dieser Einstellung habe ich auch meine Proben für „American Gladiators“ absolviert und sagte mir: Ich verliere nicht! Ich werde dieses Team anführen und den Jungs zeigen, wie man ein guter Gladiator wird. Einer der Produzenten fragte mich, was denn wäre, wenn ich verlieren würde. Ich sagte ihm: „Ich verliere nicht.“ Später, als ich für die Show verpflichtet war, gestand er mir, dass er mir nur sagen wollte: „Diese Probe hast du verloren, einen schönen Tag noch.“ Er wollte mir damit nur das zeigen, was ich eben auch schon sagte: Nichts ist sicher.

Frage: Der größte Unterschied zwischen der ersten Staffel von „American Gladiators“ und der aktuellen Show ist dass sie nun auf NBC zu sehen bist. Und es war gleich ein Kracher: Im  Januar  2008  sahen   mehr  als  zwölf Millionen Zuschauer die Premiere. Und am nächsten Abend lockte die erste Folge über zehn  Millionen  Fans vor den  Bildschirm. Gibt es noch weitere Unterschiede?

Michael O’Hearn: In der jetzigen Show gibt es wichtigere Charaktere. Und obwohl wir diese Persönlichkeiten nur spielen: Wenn du mich als Titan siehst, siehst du eigentlich nur Michael O’Hearn. So bin ich halt – ich habe nur Spaß dabei. Mir gefällt das. Ich wurde für so etwas geboren. Die Rolle ist wie für mich geschaffen.

Frage: Bei einer Folge habe ich gesehen, wie der Herausforderer bis an deine Knie herankam. Und du hattest einen Riesenspaß, als er, nachdem du ihn auf den Kopf geschlagen hattest – noch für zwei Sekunden auf den Beinen stehen konnte und dann ins Wasser fiel. Hattest du gar keine Schuldgefühle?

Michael O’Hearn: Ich wollte ihn nur schnell aus dieser Runde heraushaben, so dass er bei einem anderen Spiel mitmachen konnte [lacht]. Nein, ich habe mit keinem von den Jungs Mitleid. Denn es sind alles Sportler, und sie sind alle sehr mutig. Ich musste jedoch feststellen, dass die größeren Burschen nicht so mutig sind wie die kleineren.

Frage: Du sagst, du würdest in dieser Staffel keine bestimmte Persönlichkeit darstellen. Wer oder was ist Titan?

Michael O’Hearn: Der, den du in der Show siehst, bin ich selbst. Als die erste Staffel von „American Gladiators“ gesendet wurde, gab es noch kein Internet. Die damaligen Darsteller werden also für den Rest ihres Lebens „Nitro“ und „Zap“ sein. Der Unterschied zu heute ist, dass man im Internet herausfinden kann, wer Michael O’Hearn wirklich ist. Viele Menschen werden auf mich zukommen und sagen: „Hey, Titan Mike O’Hearn, wie geht’s dir?“ Oder: „Hey, Mr. Natural Universe!“ Für mich ist das großartig, aber du willst mit dem eigenen Ich nie in einer bestimmten Persönlichkeit untergehen.

Frage: War es eine Überraschung für dich, als du beim Start der Show von der hohen Einschaltquote erfahren hast?

Michael O’Hearn: Sagen wir mal so: Ich war angenehm überrascht. Wir waren alle nervös und warteten die Einschaltquote ab. Für LBC war es die größte Pilotsendung seit vier Jahren. Solch ein Start war riesig für uns. Offensichtlich hat es den Fans sehr gefallen.

Frage: Wie sah deine Vorbereitung aus? Du musstest doch bestimmt mindestens einen Monat vorher trainieren?

Michael O’Hearn: Wir hatten eine Woche Trainingszeit. Alles ging so schnell, dass man dachte, wir würden rund um die Uhr für die Spiele trainieren. Aber wir hatten nicht mehr Zeit zum Üben als die Herausforderer. Tatsächlich hatten wir eher weniger Zeit, denn wir mussten noch Fototermine, Pressekonferenzen und dergleichen wahrnehmen.

Frage: Der Lanzenkampf in der Show ist offensichtlich dein bevorzugtes Spiel. Gibt es sonst noch etwas, das dir großen Spaß bereitet?

Michael O’Hearn: Wie ich schon sagte: Mir gefällt eigentlich alles an der Show. Mein zweitliebstes Spiel ist Powerball. Es gibt nichts Besseres, als mit einem anderen Mann zu kämpfen und ihn zu besiegen. Kannst du dir das vorstellen? Ich lebe wirklich wie ein Gladiator. Ich gehe erst trainieren, und danach verdresche ich jemanden!

Frage: Und du wirst dafür bezahlt. Welche Auswirkungen haben deine Fernsehauftritte und das Herumreisen auf deine Trainingszeit im Studio?

Michael O’Hearn: Ich muss mich nur richtig ernähren, damit mein Körper so bleibt, wie er ist. Während der Dreharbeiten hast du keine Zeit fürs Training. Ich achte nur darauf, dass ich meine Ernährungsweise von Beginn bis zum Ende der Dreharbeiten genau beibehalte.

Frage: Wie lange dauert es, um eine Staffel aufzuzeichnen?

Michael O’Hearn: Zwei Monate. Es wird nicht jeden Tag, sondern nur jeden zweiten Tag gedreht. Die freien Tage dienen eigentlich zur Erholung.

Frage: Ein Hauptakteur bei einer großen Fernsehgesellschaft zu sein, kann dir viele Türen öffnen. Wie denkst du darüber, und was können wir zukünftig vielleicht noch von dir erwarten?

Michael O’Hearn: Wenn du bei einer Show wie „American Gladiators“ dabei bist, hoffst du, dass dich das auch weiterbringt. Als ich als Teenager mit dem Bodybuilding begann, hoffte ich, in Arnolds Fußstapfen zu treten und ins Fernsehen und ins Kino zu kommen. Es hat funktioniert. Ich bin schon verblüfft, wie sich mein Leben verändert hat, nachdem die erste Sendung ausgestrahlt wurde. Wie sich herausgestellt hat, bin ich bei den Fans der männliche Lieblingsgladiator. Das ist großartig für mich. In der Sendung  „Sundayl Night Football“ gibt es einen Werbespot über mich. Ich fahre am NBC-Studio vorbei und sehe ein Foto von mir, das sich über fünf Etagen erstreckt. Es dient nicht nur dazu, um „American Gladiators“ groß herauszubringen, sondern wirbt für sämtliche NBC-Shows. Das Foto führte dazu, dass ich eine Rolle in „Days of Our Lives“ bekam. Es wurde zwischen der ersten und zweiten Staffel gedreht, und ich werde auch später noch dabei sein.

Frage: Wurde das bereits gesendet?

Michael O’Hearn: Ja, im März. Ich spiele Luke. Ich bin Barbesitzer und habe natürlich eine fragwürdige Vergangenheit. Doch jetzt versucht Luke, sein Leben zu ändern und ein guter Mensch zu werden. Es ist eine periodisch wiederkehrende Rolle, doch die Produzenten reden davon, eine neue Filmfigur zu erfinden. Aber das ist nicht das einzige Projekt. Ben Silverman ist jetzt ein guter Freund von mir, und er möchte mich überall bei NBC sehen. Er spricht auch von anderen Shows, wie zum Beispiel von „Chuck“. Oder auch von einer neuen Show namens „King“, die gegen Ende des Jahres ausgestrahlt wird.

Frage: Wie man sich erzählt,  sollst du Conan spielen.“

Michael O’Hearn: Jawohl, Arnolds Conan-Film, und zwar mit einem Budget von 100 Millionen US-Dollar. Das Filmstudio Millenium Productions lud mich ein, um über den Film und das Drehbuch zu sprechen. Das ist echt irre. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich jedoch weniger als mein Manager. Da es bis jetzt noch kein Drehbuch gibt, sprachen wir über einen anderen Film, für den allerdings ein Drehbuch existiert: „Herkules“, ein weiteres 100-Million-Dollar-Projekt. Als ich das Büro verließ, war ich mir nicht sicher, was sie über mich dachten.  Dann erhielt ich jedoch einen Anruf von meinem Manager. Er sagte mir, dass sie mir das Drehbuch zuschicken würden. Ich bin gerade dabei, es zu lesen.

Frage: Du könntest der neue Steve Reeves sein, mein Lieblingsbodybuilder. Kann ich jetzt schon ein Autogramm bekommen, bevor du unnahbar wirst?

Michael O’Hearn: Klar. Kannst du dir vorstellen, dass ich einen Termin in den Marvel-Filmstudios habe, um über meine Rolle als „Captain Amerika“ zu sprechen?

Frage: Ein ähnlicher Film wie „Iron Man“? Müsstest du dich eventuell mit Robert Downey jr. messen? Wusstest du, dass er beim Bankdrücken angeblich zehn Wiederholungen mit 105 Kilo absolviert hat?

Michael O’Hearn: Wirklich? Wow, das ist nicht schlecht. Nun, er sah gut aus und hat’s tatsächlich geschafft. Tolle Leistung!

Frage: Wie kannst du noch mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben, wenn du so viele aufregende Sachen vor der Brust hast?

Michael O’Hearn: Mein Manager und meine PR-Berater halten mich in Schach, Sie hatten schon andere Klienten, die sehr erfolgreich waren, Sie wissen also, worum es geht.

Frage: Ich gehe also davon aus, dass du an keinem Bodybuilding- oder Powerliftingwettkampf mehr teilnehmen wirst.

Michael O’Hearn: Du wirst mich bei der Team Universe wiedersehen.

Frage: Nur du würdest es wagen, so etwas zu behaupten. Trotz all deiner anderen Pläne bist du im Grunde also noch ein Bodybuilder und Powerlifter.

Michael O’Hearn: Der Kraftsport hat mich dorthin gebracht, wo ich heute bin. Ich kann ihn nicht aufgeben. Er ist meine Meditation. Aber jetzt mal ernsthaft: Ich denke, die Team Universe ist wirklich eine Möglichkeit für mich und meinen Sport. Denn ich habe im Laufe der Jahre die ganzen Veränderungen gesehen. Die Bodybuilder haben heutzutage wirklich gut aussehende Körper, und das motiviert mich sogar noch mehr. Ich liebe den Wettkampf, bei dem man kämpferisch alles geben muss, um der Beste zu sein. Ich trete bei einem Wettkampf nicht an, um den Titel zu gewinnen, sondern um die anderen zu schlagen. Verstehst du, was ich meine? Das ist ein Unterschied. Der Titelgewinn ist nur das i-Tüpfelchen.

Frage: Das Thema Powerlifting ist für dich also erledigt?

Michael O’Hearn: Ja, aber ich liebe Strongman-Wettkämpfe. Du kannst dabei einen Truck hochheben. Das ist echt cool.

Frage: Trotz deiner großen Erfolge bist du immer noch stark in der Fitnessbranche engagiert. Du und Sherlyn Roy habt eure eigene Firma gegründet. Erzähl uns mehr darüber.

Michael O’Hearn: Die Firma heißt S.H.I.F.T.I.N.G. – Serious High Intensity Fitness Training Integrating Nutritional Guidelines (auf Deutsch etwa: Ernsthaftes hochintensives Fitnesstraining unter Berücksichtigung von Ernährungsrichtlinien). Wir arbeiten mit Kunden und Trainern im ganzen Land zusammen und vertreten dabei unsere Ernährungs- und Trainingsauffassungen. Da ich einen völlig chaotischen Terminplan habe, hat Sherlyn jetzt größtenteils die Leitung der Firma übernommen. Aber im Wesentlichen geht es bei unserer Firma um Folgendes: In ernährungstechnischer Hinsicht sind wir davon überzeugt, dass man während der gesamten Trainingsphase viele Kalorien zu sich nehmen sollte. Das machen wir natürlich auch: Wir nehmen stets viele Kalorien auf und trainieren sie ab, statt sie durch eine Diät loszuwerden. Was das Training betrifft, so bleiben wir bei den Grundübungen. Die Gewichte sollten jedoch eine Herausforderung darstellen. Ganz gleich, ob sie gedrückt, gezogen oder gehoben werden. Das gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. Sherlyn und ich trainieren pro Tag eine Körperpartie: Beine, Brust, Rücken, Schultern und Arme. Bei jeder Trainingseinheit sind vier bis sechs Übungen vorgesehen, und jede Übung sollte über vier Sätze gehen, mit drei bis acht Wiederholungen. Sherlyn ist ein gutes Beispiel für unser Programm. Sie hatte zehn Jahre lang trainiert und bis zu einem gewissen Grad einen sportlichen Körper entwickelt. Als sie sechs Monate nach unserem Programm trainiert und sich dabei auf eine Wettkampfteilnahme konzentriert hat, hat sich ihr Körperaufbau völlig geändert. Sie gewann die Fitnesskategorie und belegte den zweiten Platz in der Figurklasse bei der California 2006. Eine Woche danach wurde sie Figur-Gesamtsiegerin bei dem von dir veranstalteten Wettbewerb, der Junior California. Nachdem sie so bewiesen hat, dass unser Programm funktioniert und ergiebig ist, nahm sie an den Figure Nationais teil. Von insgesamt mehr als 50 Frauen in ihrer Klasse belegte sie den siebten Platz. Es war ihr erster Wettkampf auf nationaler Ebene überhaupt. Schließlich konnte sie auch einen hervorragenden neunten Platz bei der USA-Meisterschaft erringen.

Frage: Stimmt es, dass du einen Vertrag mit „Vyo Tech Supplements“, der Firma von Shawn Ray, geschlossen hast?

Michael O’Hearn: Ja, das stimmt. Shawn Ray und ich. Wir kommen immer weiter voran und werden noch etwas ganz Großes daraus machen. Bei der Entwicklung neuer Produkte beispielsweise werde ich auch meine Finger im Spiel haben.

Frage: Wie viele Stunden am Tag brauchst du heute, um Michael O’Hearn zu sein?

Michael O’Hearn: Ich stehe immer noch um drei Uhr morgens auf, mein Freund.

Frage: Aber nicht, wenn du mit P. Diddy und Jay-Z zusammen bist.

Michael O’Hearn: Da hast du recht. Ich kam um halb fünf morgens nach Hause, stand aber um sieben Uhr wieder auf, um meinen Rückflug nach Los Angeles zu bekommen. Aber was soll’s. Wenn du die Möglichkeit hast, mit diesen Jungs abzuhängen, lässt du dir das nicht entgehen, nur weil du früh ins Bett musst. Das wäre ja dann so, als würdest du sagen: „Wenn ich euch das nächste Mal in New York treffe, verabreden wir uns aber zum Mittagessen.“