Schmerzen in den Kniescheiben und Tiefe der Kniebeugen.
Die Kniebeuge hat in den letzten 50 Jahren viel Lob und Kritik erfahren. Führende Experten wie Peary Rader, Bob Hoffman, Joe Weider, Joe Gold, John Balik, Tom Platz, Steve Holman, zahllose Trainer und Sieger im Gewichtheben wie auch Bodybuilding-Champions haben sie als ideales Mittel für Kraft und Masse empfohlen.
In den 1960er Jahren behaupteten aber viele Ärzte, die Kniebeuge würde die Knie ruinieren. Leider wurde dieser Aussage schnell geglaubt, dabei handelte es sich nur um die persönliche Meinung von Ärzten, die nie Gewichtstraining gemacht hatten. Heute gibt man zum Glück in Medizin und Sport nichts mehr auf Meinungen. Heute muss man Beweise erbringen.
Studien über Kniebeugen
Dr. Sean Flanagan, Professor der Biomechanik an der California State University, Northridge, sprach neulich über Patello-Femorale Biomechanik* — die Bewegung der Kniescheibe. Er konzentrierte sich auf zwei Themen. Eines davon war die Behauptung, Kniebeugen würden die Kniescheiben belasten.
Dr. Flanagan sprach eine häufig diskutierte Frage an: Sind volle oder halbe Kniebeugen besser für die Kniescheibe?
Man hört im Studio ja oft, dass halbe Kniebeugen schonender seien. Die meisten Gewichtheber haben kaum Schmerzen unterhalb der Kniescheiben. Sie haben allenfalls wegen der vielen Stunden harten Trainings eine Tendinitis* in den Knien. Das gleiche Phänomen tritt nach übermäßigem Bankdrücken in den Schultern auf.
Dr. Flanagan zitierte einen Artikel von Dr. Chris Powers aus dem „Journal of Orthopaedic and Sports Physical Therapy“ von 2008. Dr. Powers erklärte, dass der Sportler bei der Kniebeuge das Knie beugt und dabei die Kräfte über eine größere Fläche der Kniescheibe verteilt, wenn sie den Oberschenkelknochen berührt. Eine nicht so tiefe Kniebeuge sorgt für weniger Kontakt mit der Kniescheibe und verteilt die Kraft auf einen kleineren Bereich. So sorgt die tiefere Kniebeuge für einen besseren Kontakt mit der Kniescheibe.
Wir habe in einem früheren Artikel auch schon mal die Dicke des Knorpels hinter der Kniescheibe angesprochen: Er ist nicht gleichmäßig dick. Oben und unten ist er dünner, in der Mitte dicker.
Bei der Kniebeuge setzt sich der dickste Punkt bei maximaler Belastung der Kniescheibe gegen den Oberschenkelknochen. Bei maximaler Belastung der Kniescheibe verteilt also der dickste Knorpel die Kraft.
Wenn wir das Konzept umdrehen und uns das Beinstrecken ansehen, wird klar, dass bei voll gestrecktem Knie die Kniescheibe maximal belastet wird. Die volle Kniestreckung an einer Beinstreckmaschine bringt die größte Belastung auf die dünnste Stelle des Knorpels.
Kniescheiben können aber aus anderen Gründen schmerzen.
Nicht alle haben dieselbe Form. Die Tiefe der Nut im Oberschenkelknochen fällt unterschiedlich aus. Einige Knieverletzungen stammen aus anderen Sportarten, wie eine Abnutzung des Knorpels, ungewöhnliche Bewegungen der Kniescheibe sowie ausgekugelte Kniescheiben. Diese Faktoren sind bei der Wahl der richtigen Kniebeuge ebenfalls zu berücksichtigen.
Kniebeugen aber richtig
Wollen Sie viele Kniebeugen machen, setzen Sie erst einmal das Gewicht herunter und lernen die Technik richtig. Lassen Sie sich Zeit, sich an die Technik zu gewöhnen.
Angenommen, Sie haben bislang immer halbes Bankdrücken gemacht. Würden Sie plötzlich das gleiche Gewicht bis auf die Brust herablassen? Natürlich nicht. Sie nehmen weniger Gewicht. Das Gleiche gilt für die Kniebeuge.
Wissenschaft und Studio haben miteinander zu tun, auch wenn das nicht jeder glauben möchte. Nutzen wir das Beste von beiden für weniger Schmerzen und bessere Resultate.
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* Patello-Femorale Biomechanik – Kniescheiben-Oberschenkel Biomechanik
* Tendinitis – Sehnenentzündung
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