Pünktlich zum 70. Geburtstag der Bodybuilding Ikone veröffentlichen wir einen Bericht über den Sieg von Arnold Schwarzenegger bei Mr. Olympiawahl 1980. In Sydney zeigte Arnold, wie man mit viel Ehrgeiz und Charisma, trotz einer nicht so optimalen Top-Form, den Wettkampf gewinnen kann. Wir alle können von Arnold lernen. Nicht nur im Sport sondern auch in Privatleben.
Arnold Schwarzeneggers Sieg bei Mr. Olympia 1980, in der schillernden Oper von Sydney, sorgt bis heute für Kontroversen.
Wie hat er das geschafft?
ARNOLD WOLLTE EIN SENSATIONELLES COMEBACK…
doch selbst einen Tag vor dem Wettkampf wusste kaum jemand davon.
Am Nachmittag des 3. Oktober 1980 saß Arnold Schwarzenegger in seiner Suite des Sydney Hilton Hotel, fasziniert von dem Drama, das sich auf dem Fernsehschirm abspielte: Die Live-Übertragung zeigte, wie Larry Holmes im Kampf um die Box-Weltmeisterschaft einen verbrauchten, in die Jahre gekommenen Muhammad Ali verprügelte.
Ali kassierte Schläge ein, bevor ihn sein Trainer Angelo Dundee am Ende der elften Runde aus dem Kampf nahm. Ali bot einen bemitleidenswerten Anblick (selbst Holmes schien zum Ende des Kampfes nicht mehr zuschlagen zu wollen). Der große Champion war zu oft in den Ring gestiegen. Alis Niederlage in der Wüstenhitze musste auch Schwarzenegger zu denken geben.
Er wollte ein sensationelles Comeback, aber selbst einen Tag vor dem Wettkampf wusste kaum jemand etwas davon. Nach der Vernichtung von Ali hatte Arnold noch Zeit, auszusteigen. Noch konnte er einen ähnlichen Tiefpunkt am Ende seiner wunderbaren Karriere verhindern. Aber mit dem ihm eigenen Selbstbewusstsein entschied er, dass die Show weitergehen musste. Und eine Show sollte es in den folgenden 36 Stunden wirklich geben. Es war die vielleicht größte Schwarzenegger Show überhaupt…
ARNOLD, FRANK UND SYDNEY
Acht Wochen vor dem Wettkampf, nach drei Jahren typischer Hollywood-Verhandlungen über die Produktion des Films „Conan der Barbar“ mit Arnold in der Hauptrolle, gab es endlich grünes Licht für die Dreharbeiten. Sie sollten Ende Oktober beginnen, und für die Rolle musste Arnold sich einem intensiven Crash-Workout im „World’s Gym“ in Venice unterziehen, um aus seinen reduzierten Dimensionen wieder einen echten Olympia-Körper zu machen.
Als die Muskeln sich an ihre Form erinnerten und Arnold alles für sein Wachstum tat, kamen Gerüchte auf, dass diese plötzlichen Aktivitäten im Gym mit dem Mr. Olympia zu tun hätten. Arnold stritt das stets ab. Er behauptete, dass sein Training ausschließlich für den Film sei. Natürlich würde er zum Mr. Olympia fliegen, aber nur als Kommentator für den Sender CBS, der schon von den letzten Wettkämpfen berichtet hatte…
FRANK ZANE
Anfang August 1980 hatte Frank Zane gerade ein Workout hinter sich und dachte: „Mist! Acht Wochen noch.“ Der damals 38-Jährige hatte dreimal den Mr. Olympia gewonnen und den klassischen „Zane-Look“ geschaffen, der beim allgemeinen Publikum genauso gut ankam wie bei den Bodybuilding-Freaks. Noch heute gilt Zanes Körper als Musterbeispiel für ästhetisches und gesundes Bodybuilding.
An jenem Nachmittag im August legte er sich in Palm Springs an seinen Pool, um sich zu bräunen.
Frank Zane berichtete:
„Ich saß in diesem Plastikstuhl am Poolrand, der Stuhl rutschte auf dem Kunstrasen weg. Ich fiel auf die Kante des Pools, sie traf mich mitten zwischen die Beine, genau auf meine gefüllte Blase. Blut strömte aus meinem Penis. Ich wurde sofort ins Krankenhaus gefahren und verbrachte vier Tage mit einem Katheter … es war schrecklich!“
Für eine kurze Zeit war es sogar lebensbedrohlich.
Ein paar Tage nach seiner Entlassung fingen die Blutungen wieder an, und er musste weiter behandelt werden. Als Zanes Zustand nach zwei Wochen endlich stabil war, hatte er 15 Pfund Muskeln verloren. In Venice wusste man, dass ein vierter Titel nicht drin war, wahrscheinlich würde er gar nicht in Sydney antreten können. In seiner Ratlosigkeit tat Zane das, was die meisten Champions damals taten – er fragte Arnold.
Zane erklärt: „Seit seinem Rücktritt ging jeder vor dem Wettkampf zu Arnold. Jeder wollte seinen Rat. Sie zeigten im ihr Posing-Programm, und er verwies auf jedes falsche Detail. Ich rief ihn an und er sagte: „Es geht das Gerücht um, du hättest so viele Steroide genommen, dass du jetzt aus dem Penis blutest.‘ Ich fragte ihn um Rat. Er sagte: „Flieg nach Australien und verteidige deinen Titel!'“
Arnolds Rat bestätigte das, was der dreifache Mr. Olympia gedacht hatte. Er hatte bereits die Tickets und noch sechs Wochen, in Form zu kommen. Warum also nicht? Gleichzeitig fragte Zane Arnold, ob er denn am Mr. Olympia teilnehmen wollte. Arnold verwies wie immer auf „Conan“ und den Job bei CBS. Und Zane hatte keinen Grund, an der Ehrlichkeit seines Freundes zu zweifeln.
Wir wissen nicht, was Arnold durch den Kopf ging. Vielleicht meinte er aber, dass ein Frank Zane in schlechter Form seinem eigenen Comeback in Sydney förderlich sei.
Sicher würde er (Arnold) auf der Bühne im Mittelpunkt stehen, aber wohl ebenso wichtig wäre der direkte Vergleich mit dem Titelverteidiger Zane, der ja die Ära nach Schwarzenegger bestimmt hatte. So funktioniert es beim Bodybuilding: Der Titelverteidiger ist das Ziel. Mit ihm vergleichen die Kampfrichter alle anderen. Wer Zane sechs Wochen vor dem Wettkampf gesehen hatte, war von seiner Form überrascht. Aber mit etwa 82 Kilo, gut fünf Kilo weniger als 1979, war er nicht in seiner absoluten Bestform. Zanes Unfall war der erste Punkt für Arnold!
DIE TEILNEHMER TRAFEN AN
Die 15 offiziellen Teilnehmer des Mr. Olympia 1980 trafen einige Tage vor dem 4. Oktober in Sydney ein. Noch wussten sie nicht, dass kurz vor dem Beginn ein 16. Teilnehmer dazu stoßen würde. Boyer Coe, der Vierter werden sollte, hörte erst am Morgen des Wettkampfs von Arnolds Teilnahme. Bill Pearl, der übrigens von seiner Funktion als Hauptkampfrichter zurücktrat, rief Coe morgens im Hotel an und sprach:
Das Teilnehmerfeld des Mr. Olympia 1980:
Danny Padilla, Boyer Coe, Roy Duval, Arnold Schwarzenegger, Roger Walker, Roy Callender, Mike Mentzer, Tony Emmott, Ken Waller, Samir Bannout, Frank Zane, Chris Dickerson, Dennis Tinerino, Tom Platz, Casey Viator und Ed Corney, Arnold Schwarzenegger.
„Ich wollte dir nur sagen, dass Arnold auch teilnimmt.“ Pearl sagte auch, dass Arnold einen Wettbewerb mit zwei Klassen wollte: unter und über 200 Pfund. Die Sieger sollten dann gegeneinander antreten. So hatte man den Mr. Olympia von 1974 bis 1979 durchgeführt. Nach 1979 war man aber zu einer offenen Klasse zurückgekehrt, weil es sein konnte, dass der Zweite in der leichten Klasse besser war als der Sieger der schweren oder umgekehrt.
MIKE MENTZER GEHT AUF ARNOLD LOS
Erst als Arnold beim Athletentreffen kurz vor der Vorwahl am Samstag
Nachmittag mit seiner Sporttasche auftauchte, wurde den anderen klar, was er vorhatte. Arnold forderte sofort wieder das alte Zwei-Klassen-System. Er war aber der einzige, der sich dafür aussprach. Um die Sache zu klären, sagte Coe: „15 von uns wollen es so, nur Arnold will es anders. Hören wir uns doch seine Gründe an!“ Arnold aber schnauzte ihn an: „Boyer, benimm dich doch einfach mal wie ein Mann!“
Bevor Bevor Coe antworten konnte, griff Mike Mentzer ein. An das, was folgte, erinnerte sich Mike so: „Ich fragte Arnold, was er gegen eine offene Klasse hätte. Das schien ihn zu ärgern, und er bellte mich an: „Mike Mentzer, wir alle wissen, dass Zane dich letztes Jahr geschlagen hat, weil du einen dicken Bauch hast! Ich saß ein paar Meter entfernt von Arnold, wie er dort Hof hielt. Sein Kommentar ärgerte mich natürlich, und ich sprang auf ihn zu. Als ich vor ihm stand, entschied ich mich aber, ihn nicht zu schlagen.“
In diesem Moment ging jemand dazwischen und sorgte für Ruhe unter den Streithähnen. Coe meint, dass es Bill Pearl war, andere nennen Joe oder Ben Weider. Auf jeden Fall zog Arnold seine Forderungen nach den zwei Klassen zurück, und es kehrte wieder so etwas wie Frieden ein.
Warum war Arnold so vehement gegen die offene Klasse? Einige meinen, dass er die größte Bedrohung in den leichteren Gegnern wie Dickerson und Zane sah. Er war wohl der Meinung, dass es vorteilhafter wäre, am Ende nur gegen einen von ihnen anzutreten und dann seine Masse und Größe zu seinem Vorteil zu nutzen. Das mag sein, aber ein logische Annahme ist auch, dass er bei der Besprechung einfach seinen Auftritt haben und möglichst viel beeinflussen wollte. Hätten sich die anderen für zwei Klassen ausgesprochen, wäre er für eine gewesen. Vielleicht sollte der Streit nur dazu dienen, seine Gegner von der intensiven inneren Konzentration abzubringen, die für Bodybuilder in den Stunden vor dem Wettkampf so wichtig ist. Seine Gegner jedenfalls verließen fluchend die Besprechung und waren nicht voll auf ihre Vorbereitung konzentriert. Auftrag erfüllt?
Werbung
MR OLYMPIA 1980 STUNDE NULL
Als sich die Athleten hinter der Bühne umzogen, sah Boyer Coe zum ersten Mal Schwarzenegger in der 1980er Ausführung. „Er wirkte recht leicht, besonders an den Beinen. Ihm fehlte die von uns erwartete Masse.“ Dagegen war der 34-jährige Coe mit 94 Kilo nach der Meinung vieler Beobachter in der Form seines Lebens.
Als Frank Zane den „reduzierten“ Schwarzenegger sah, glaubte er, der ehemalige Champ würde allenfalls Sechster werden. „Er wirkte zunächst schwammig, als ob er zu viel Wasser hätte. Bei der Vorwahl schwitzte er so sehr, dass er abends bei der Show besser aussah. Aber er war noch nicht der Arnold der früheren Tage. Wenn Sie fünf Jahre aussetzen und dann acht Wochen trainieren, was soll das bringen?“
Die Schätzungen über sein Gewicht schwanken zwischen 98 und 102 Kilo. 1974, nach Ansicht vieler Experten sein bestes Jahr, waren es 109 Kilo gewesen. 1975 war er für seine Verhältnisse eher leicht – etwa 105 Kilo. Denn er hatte für den Film „Stay Hungry“ abnehmen müssen, um anschließend seinen Körper innerhalb von drei Monaten für den Mr. Olympia wieder aufzubauen. 1975 war er nur angetreten, weil der Wettkampf in das Drehbuch von „Pumping Iron“ gehörte.
ARNOLDS STRATEGIE
Arnolds Auftreten beim Wettkampf war höchst ungewöhnlich. Man kann es Arroganz nennen oder unsportlich, aber es war wohl Strategie. Bei bestimmten Pflichtposen – zum Beispiel der seitlichen Trizepspose – zeigte er stattdessen eine seiner typischen Posen wie den Doppelbizeps von vorn, die seitliche Brust, einen Bizeps oder den Rücken von schräg hinten. Trotz seines leichteren Körpers wirkte er dabei immer noch beeindruckend. Wie immer nutzte er seine Stärken und ignorierte seine Schwächen.
So erklärte er mir einst seine Wettkampfstrategie: „Ich ließ mich stets vom Instinkt leiten. Und der befahl mir, zu gewinnen, alle anderen auszuschalten, die Gegner zu zerstören und ohne Zögern meinen Weg zu gehen.“
Oft hört man, die wichtigsten Muskeln für einen Wettkampf seien Brust und Bizeps. Und Arnold hatte die beste Brust und den besten Bizeps.
ARNOLDS MASTERPLAN
Zufall? Niemals! Arnold hatte den richtigen Instinkt. Sein Bodybuilding-Masterplan war ganz einfach: Zeig deine besten Muskeln, nutze deine Stärken, ignoriere deine Schwächen, lass sie dein Charisma spüren. Wechsle nie dein Rezept für den Sieg. Ändere es, verbessere es, aber gib es nicht auf! Mach von vornherein klar, dass alle anderen nur um den zweiten Platz kämpfen.
Inspiriert vom opulenten Ambiente der Oper von Sydney folgte er seiner erprobten Strategie und stellte seine aufregenden Bizepse und Brustmuskeln zur Schau. Wie könnte man sonst erklären, dass der längst nicht mehr einmalige Arnold beim Mr. Olympia 1980 den wohl umstrittensten Sieg in der Geschichte des Bodybuilding holte?
ARNOLDS TITEL EIN BETRUG?
Es war kein Betrug im Spiel! Was die Kritiker nicht mochten, war die typische Aura von Arnold – „Ich bin der Sieger, was zählt schon der Zweite?“, der die Kampfrichter nicht widerstanden.
George Butler drückte es so aus: „Wenn du Muhammad Ali nach Punkten schlagen willst, brauchst du zehn Punkte Vorsprung. Und wenn du Arnold Schwarzenegger in der großartigen Oper von Sydney schlagen willst, musst du klar besser sein. Ein bisschen besser reicht nicht.“
ARNOLD HATTE SCHON IMMER EIN GROSSES EGO – UND CHARISMA.
ES ZÄHLT NUR DER SIEGER!!!
Am 4. Oktober 1980 gewann Arnold zum siebten Mal den Titel des Mr. Olympia, und zum ersten Mal gab es etwas wie Unmut unter den Zuschauern. Arnold interessierte das nicht. Für ihn zählte nur der Sieg, Ende der Geschichte. Ob Bodybuilding-Wettkämpfe, Kinoerfolge oder Wahlen zum Gouverneur – für die Geschichte zählt nur der Sieger!
FRANK ZANE – PLATZ 3
Zane wurde Dritter und war ziemlich deprimiert. „Angeblich soll ich die Bühne verlassen und die Trophäe zerschlagen haben. Aber ich habe sie nur hinter der Bühne abgestellt – ich wollte sie nicht haben. Aber sie kippte um und verlor das Oberteil. Ich fuhr ins Hotel, trank eine Flasche Wein und schlief ein.“
Um ehrlich zu sein, Arnold war eingebildet. Aber er hatte das Recht dazu, sich so aufzuführen.
Über seine Form von 1980 sagt Zane: „In erster Linie wurde ich mit meinem Aussehen vom Vorjahr verglichen. In Sydney war ich gestreift. Vielleicht sogar mit etwas mehr Muskulosität, aber weniger massiv als 1979. Ich fühlte mich 1980 durchaus gut in Form, aber nicht so gut wie 1979, als ich außergewöhnlich war. Und jeder wusste, was ich durchgemacht hatte. Mein Gesicht sah immer noch aus wie eine Totenmaske. Der ganze Stress … mein Gott, ich war fast gestorben, und acht Wochen später stand ich im Wettkampf! Nur ein Idiot konnte so etwas tun. Es wäre klüger gewesen, 1980 nicht anzutreten und 1981 ein Comeback zu versuchen.“
WARUM HAT ARNOLD ES GETAN?
In der Tat muss man sich fragen, warum Arnold beim Mr. Olympia 1980 teilgenommen hat. Er konnte ganz offensichtlich nicht in Bestform antreten und riskierte eine Niederlage und Kratzer an seinem Ruf. Frank Zane glaubt einen Teil der Antwort zu kennen: „Ich glaube, er wollte mir auch eine Bemerkung heimzahlen, die ich beim Mr. Olympia 1979 hatte fallen lassen. Arnold hat mir oft geholfen, sowohl vor 1980 als auch danach. 1979 half er mir besonders. Als CBS-Kommentator baute er mich mit seinen Bemerkungen auf. Als ich mit meiner Sandow-Statue von der Bühne kam, fühlte ich mich natürlich gut, vielleicht war ich etwas übermütig. Beim Interview fragte mich Arnold: „Frank, wie fühlt man sich nach dem dritten Sieg beim Mr. Olympia?‘. Und ich antwortete: „Arnold, das fühlt sich noch besser an als mein Sieg über dich beim Mr. Universe 1968!“ Ich wusste, dass er das hasste. Es nervte ihn wirklich und war mit ein Grund dafür, dass er am Mr. Olympia 1980 teilnahm.“
Wahrscheinlich hat Zane nicht ganz unrecht. Bei einem Interview mit Dan Solomon und Bob Cicherillo für das Internetradio „Pro Bodybuilding Weekly“ sagte der Gouverneur im Februar 2006 Folgendes: „Warum bin ich zurückgekommen? Ich hatte mehrere Gründe. Vor allem musste ich für den Conan-Film trainieren. Außerdem hielt ich es für eine gute Idee, beim Mr. Olympia mitzumachen, weil zu der Zeit einige der Jungs in Interviews behauptet hatten, die Athleten wären viel besser als noch zu Zeiten, wo ein Schwarzenegger mitgemacht hatte, und sie würden mich heute alle schlagen. Das motivierte mich!“
Arnold, so scheint es zumindest, bezog sich dabei unter anderem auch auf das erwähnte Statement von Frank Zane sowie auf die Kritik von Mike Mentzer an seinem Volumentraining.
Dann fuhr er fort: „War es die richtige Entscheidung? Das vermag ich aus heutiger Sicht nicht zu beantworten. Vielleicht war es aber die falsche Motivation. Schließlich war ich ein anerkannter Bodybuilding-Champion, der in die Unterhaltungsbranche gewechselt war. Und mit den Filmen hatte ich ordentlich Geld verdient, also warum sollte ich den Jungs den Titel wegnehmen?
Ich hatte immer ein großes Ego, und das trug seinen Teil bei. Ich nahm also teil und gewann knapp -sehr knapp! Es war ein haarsträubendes Experiment. Bill Pearl kam nach der Vorwahl zu mir und sagte, ich wäre auf Drei. Also fragte ich: „Wie viele Punkte liege ich zurück?‘ Er sagte: Zwei Punkte.“ Dann sagte ich mir, dass ich die abends beim Posing gutmachen konnte. Also tat ich alles, was in meiner Macht stand. Ich poste und poste und bemühte mich, so gut und zwanglos wie möglich auszusehen, um diese zwei Punkte aufzuholen und noch zu gewinnen!“
Bob Cicherillo hakte nach: „Was ging Ihnen durch den Kopf, als Pearl sagte, dass Sie lediglich Dritter seien. Sie waren ja noch nie Dritter. Sie waren entweder Erster oder Zweiter. Und der letzte zweite Platz war ja auch schon elf Jahre her.“
ARNOLDS PSYCHOTRICK
Arnold antwortete: „Ich warf mir sogleich vor, ein absoluter Idiot zu sein: »Arnold, du Verlierer, du Idiot! Du wirst das Ding verlieren. Du hast es nicht gepackt.‘ Es war die reinste Selbstbestrafung, darin bin ich immer sehr gut. Dann war ich aber sofort wieder in der Spur und sagte mir: Jetzt muss ich wirklich alles geben, um hier noch zu gewinnen. Ich habe noch eine Chance bei der Abendshow!“ Und ich hatte wirklich Glück, dass mir das noch gelang und ich noch genügend Flüssigkeit verlor. Am Nachmittag speicherte ich noch reichlich Wasser, aber nach all dem Posing war ich am Abend richtig gestreift. Also war ich in der Abendshow in besserer Form als beim Vorkampf und gewann!“
Zu den Kampfrichtern für den Mr. Olympia 1980 in Sydney zählten:
- Albert Busek (Deutschland)
- Reg Park (Südafrika)
- Mits Kawashima (USA)
- Brendan Ryan (Australien)
- Mike Walczak (USA)
- Julian Blommaert (Belgien)
- Dan Howard (USA)
Man kann wirklich nicht behaupten, dass diese Besetzung Arnold zum Nachteil gereicht hätte. Besonders die ersten drei waren dem Österreicher sehr zugetan.
Die Punkteverteilung in den ersten drei Runden war damals etwas komplizierter – die Kampfrichter konnten Athleten als gleichwertig beurteilen. In der vierten Runde, dem Posedown, wo es einen Sieger geben musste, entschieden sich Busek, Park, Kawashima, Ryan und Walczak für Arnold, Blommaert und Howard dagegen für Dickerson.
Die Zusammensetzung der Jury wurde später heftig kritisiert, aber man hätte kaum jemanden gefunden, der so integer gewesen wäre wie Busek, Kawashima und Park. Obwohl Arnold nicht in Bestform war, schien er in der subjektiven Wertung des Bodybuilding (die keinen Zieleinlauf kennt) in einer Reihe von Posen (die er natürlich immer wieder zeigte) zu gut für seine Gegner.
WAR ES EINE VERSCHWÖRUNG!!!
Wenn also jemand behauptet, dass das Ergebnis vorher abgesprochen war, hätte die Mehrheit der Kampfrichter dabei mitspielen müssen. Außerdem hätte über die drei Jahrzehnte bestimmt irgendjemand nicht dicht gehalten und Beweise für eine Absprache auf den Tisch gelegt. Man muss einfach anerkennen, dass das Charisma und die Aura von Schwarzenegger zusammen mit seinem Posing und seiner Showkunst ein unwiderstehliches Paket boten, das im Auf und Ab eines Bodybuilding-Wettkampfs schwerlich zu übersehen war.
„Frank, beim Wettkampf geht es um Strategie, nicht um Freundschaft.“
Auf dem Rückflug in die USA fragte sich Frank Zane immer noch, warum ihm Arnold – den er als Freund betrachtete -nichts von seinem Comeback erzählt hatte, als er ihn acht Wochen zuvor explizit danach gefragt hatte. Die Antwort erhielt er zwei Monate später, als er sich mit Arnold zum gemeinsamen Frühstück im „The Rose Cafe“ in Venice traf.
Zane erinnert sich an das Treffen wie folgt: „Wir kamen schließlich darauf zu sprechen, weshalb er mir nichts von seinen Comeback-Absichten erzählt hatte. Gerade hatte die Präsidentenwahl zwischen Jimmy Carter und Ronald Reagan stattgefunden und Arnold sagte: „Wenn Carter Reagan vor der Wahl erzählt hätte, wie er vorhat, zu gewinnen, wäre Reagan doch ein Idiot gewesen, wenn er diese Information nicht zu seinem Vorteil genutzt hätte.“
Zane schweigt für einen Moment, dann fährt er fort: „Arnold brachte dann einen Klassiker, indem er sagte: „Frank, beim Wettkampf geht es um Strategie, nicht um Freundschaft.“ Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen! Ich verstand ihn. Er hatte recht – das sind zwei verschiedene Welten.“
Wie sieht Frank Zane den Wettkampf von 1980 heute – mit 30 Jahren Abstand? „Zunächst einmal möchte ich allen sagen, dass mir Arnold sehr geholfen hat. Er ist mein Freund, das wiegt alles andere auf. Ich habe gelernt, dass es nicht klug ist, gegen Arnold anzutreten. Sie gewinnen nicht gegen ihn -Sie gewinnen einfach nicht!“
schon gelesen..?
VORSCHAU ARNOLD CLASSIC 2017 >>
EINKAUFEN WIE EIN BODYBUILDER >>
ERZWUNGENE WIEDERHOLUNGEN MIT MIKE MENTZER >>
4 Kommentare
Kommentare sind geschlossen.