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Nubret Serge

Nubret Serge – Profil

Geboren: 6 Oktober 1938
Gestorben: 19 April 2011

Größe: 1,80 mt
Arm: 55 cm
Brust : 145 cm

Off Season Gewicht : 100 kg
Wettkampf Gewicht: 96 kg

Jeder, der die Bodybuilding Doku „Pumping Iron“ gesehen hat, kennt den bahn­brechenden Mo­ment, der etwa nach drei Vierteln des Films kommt. Und obwohl Regis­seur George Butler es damals noch nicht ahnen könn­te, wurde dieser Moment zu einer nachhaltigen Hommage an Serge Nubret…

Bis zu jener Stelle schildert der Film erfolgreich die Vorbe­reitung des damals amtierenden Champions Arnold Schwarzen­egger und seines imposanten Herausforderers Lou Ferrigno auf den Mr. Olympia 1975.

Sie sollten die Einzigen sein, die in der   Schwergewichtsklasse des Wettkampfs konkurrierten, denn sie waren angeblich die besten Bodybuilder der Welt, die über 200 Pfund (90 Kilo) wogen. Während Butlers Kamera zeigte, wie sich die beiden Männer an den entgegengesetzten Küsten der USA mühselig auf ihr historisches Duell vorbereiteten, war die einzige Frage, die den Zuschauer beschäftigte, ob Arnold seinen Titel angesichts dieser enormen Bedrohung verteidigen konnte.

Dann, beim Szenenwechsel ins süd­afrikanische Pretoria, wo der Mr. Olym­pia stattfinden sollte, kündigt Sprecher Charles Gaines einen „unerwarteten Starter“ in der schweren Kategorie an: Serge Nubret.

Während Nubret ent­spannt für die Juroren dasteht, fährt die Kamera nahe an seine Bauchmuskeln heran. Sie sind so schimmernd, fest und scharf umrissen, dass sie eher dem Pflaster einer unregelmäßigen Autotest­strecke nach einem frischen Regen äh­neln als einem Bereich der menschlichen Anatomie. Mit jedem von Nubrets Atem­zügen heben und senken sich die einzel­nen Unterteilungen seines großen Bauchmuskels. Sie driften ganz leicht auseinander, um sich danach wieder zu vereinen – wie schwimmende Pontons auf den Wellen.

Es ist ein erstaunlicher Anblick, auch im Zusammenhang mit den muskulösen Körpern, die im Film bis zu dieser Stelle zu sehen sind. Während Schwarzen­egger, Ferrigno und Franco Columbu das Beste zeigten, was das Bodybuilding 1975 zu bieten hatte, sahen ihre Körper -mehr oder weniger – wie Variationen ein und desselben Themas aus: Muskeln. Nubret hingegen stand allein da in seiner kristallinen Perfektion. Er war es, der noch weitaus mehr als der „schroffe“ Columbu – dieses granitharte Aussehen einer lebenden Skulptur hervorrief, nach dem alle Bodybuilder trachten. Kurz ge­sagt: Serge Nubrets Auftritt im letzten Akt von „Pumping Iron“ ist wohl das größte Aha-Erlebnis des Films der ultimative „Ach, du heiliger Bimbam“ Moment unter den vielen Momenten, die der Film zu bieten hat.

Der französischstämmige Nubret be­legte bei diesem Wettkampf schließlich hinter Arnold den zweiten Platz (womit er „Big Lous“ Vorstellung über dessen mühevoll aufgebauten Körper durch­einander brachte). Zwar wurde Nubret selbst nie Mr. Olympia, aber der Einfluss, den er auf die Bodybuilding-Welt hatte, basiert eher auf etwas „Himmlischem“ als auf Trophäen oder Titel.

KLASSISCHE VERGLEICHE

Ohne, im Internet nachzuschauen – kön­nen Sie Serge Nubrets gewonnene Wett­kämpfe nennen? Wahrscheinlich nicht.

Nubret SergeNubret Serge – Erfolge

1985
Mr. Guadeloupe 1958

1960
IFBB World Most Muscular Man 1960

1970
NABBA Mister Univers 1970 2nd
IFBB Mr. Europe 1970

1972
IFBB Mr. Olympia 1972 (3rd place)

1973
IFBB Mr. Olympia 1973 ( 3rd place)

1974
IFBB Mr. Olympia 1974 (2nd place)

1975
IFBB Mr. Olympia 1975 (2nd place)

1976
NABBA Pro Mr. Universe 1976
WBBG Mr. World 1976 (2nd place)

1977
WBBG Mr. World 1977
WBBG Mr. Olympus 1977

1981
WABBA Pro World Champ. 1981

1982
WABBA Pro World Champ. 1982


Und das liegt nicht etwa daran, dass die Titel des NABBA Pro Mr. Universe und WABBA Profi-Weltmeisters belanglos sind, sondern dass der Nubret Körper die Grenzen einer solchen Statistik über­schritten hat.

Fakt ist: Dass Serge Nubret es in der Bodybuilding Gemeinde zu Ruhm und Ansehen gebracht hat, ohne die Vita eines Schwarzenegger, Zane oder Columbu zu haben, dient umso mehr als Beleg für seine angeborene Großartigkeit als Bodybuilder. Tatsächlieh kann man mit Sicherheit sagen: Auch wenn er nie einen Wettkampf gewonnen hätte, wäre er immer noch genauso von den Bodybuilding-Fans verehrt worden. Aber warum?

Bodybuilding ist seinem Wesen nach ein subjektives Unterfangen. Und das bedeutet, dass es schwer zu bemessen ist, was den einen Bodybuilder besser macht als den anderen. Variablen wie Körpergewicht und Armumfang stehen nicht zur Debatte, wenn wir künstleri­sche Berechnungen über die Vortreff­lichkeit eines Körpers anstellen. Aber so metaphysisch die Beurteilung eines Kör­pers auch ist: Es ist schwer zu leugnen, dass Serge Nubret einen der besten Körper aller Zeiten besaß. Sein Körper hatte irgendetwas Unfassbares, das ihn als Ganzes noch großartiger machte als die Summe seiner beeindruckenden Teile.

„Er erinnerte mich an ein Rennpferd“, sagt Arnolds ehemaliger Trainingspartner Ric Drasin, der die Gelegenheit hatte, Nubret im „Gold’s Gym“ in Venice, Kalifornien, mehrmals trainieren zu sehen. „Mit dem Schweißschimmer auf seiner schwarzen Haut sah er aus wie eine hochglanzpolierte Statue. Jede einzelne Welle in seinen Muskeln reflektierte das Licht, und bei jeder Bewegung konnte man sie unter seiner Haut zucken sehen, fast so wie bei einem Rennpferd „Er war schon toll anzusehen!“

Natürlich war selbst Nubrets Körper nicht perfekt. So könnte man einwenden, dass   gemessen an den Standards wettkampfmäßigem Body­building sein Rücken nie die nötige Breite und Dichte erreicht hatte, um der Vorderseite zu entsprechen; und dass der Ober- den Unterkörper überschattete. Betrachtete man Nubrets   Körper jedoch eher unter künstlerischen als unter sportlichen Aspekten, so war er eine Schönheit!

Betrachten Sie einmal Michelangelos David-Statue. Hier findet man keinen Körper mit hängenden Lats und einem schweren Vastus medialis am Quadrizeps vor, der sich über die Kniescheibe legt. Ebenso zeigt die berühmte Doryphoros-Statue (der „Speerträger“) des griechischen Bildhauers Polyklet starke Beine mit einem muskulös detaillierten Torso, die aber eher für die Funktion als für die Form gestaltet sind. Und so war auch Nubrets Körper: muskulös und kräftig aussehend, aber von einer Anmut und ästhetischen Schönheit, die nicht nur für den Körperbau eines Bodybuilders, sondern auch für den eines Athleten sprachen. Sein Körper war in einzigartiger Weise seine eigene Schöp­fung, den er mit seinem einzigartigen Trainingssystem aufgebaut hatte.

 

SERGE NUBRET TRAINING:

40 SÄTZE BANKDRÜCKEN

So unverkennbar Nubrets Körper war, so speziell war auch seine Trainingsweise. Andere Bodybuilder seiner Generation, wie zum Beispiel Schwarzenegger und Columbu, waren bekannt dafür, regel­mäßig zwei bis drei Stunden in ziemlich schnellem Tempo oft zweimal am Tag zu trainieren. Hinsichtlich des Pensums ließ Serge seine Zeitgenossen jedoch weit hinter sich. War sein Programm, für das er in den späteren Jahren eintrat, schon abschreckend genug, so wa­ren seine Workouts in seinen Spitzen­jahren angeblich noch viel umfang­reicher.

„Es gab Zeiten“, erinnert sich sein ehemaliger Konkurrent Frank Zane,

„da hat er wortwörtlich den ganzen Tag trainiert. Er kam um acht oder neun Uhr morgens ins Studio und hat bis mittags trainiert. Dann ging er zum Mittagessen; und danach kam er zurück ins Studio, um noch ein paar weitere Stunden zu trainieren. Um fünf Uhr aß er zu Abend und kam zurück für sein abendliches Workout. Er hatte somit einen Zwölf-Stunden-Tag, bei dem sich alles ums Training drehte.“

Andere Geschichten berichten von seinen Marathon-Einheiten beim Bank­drücken. Nubret war ein Fan dieser Übung. Seine persönliche Bestleistung bei einer Wiederholung, so behauptete er, habe 225 Kilo betragen. Bei seinen endlosen Trainingseinheiten beim Bankdrücken absolvierte er 40 Sätze mit jeweils 25 Wiederholungen! In der Regel trainierte er mit relativ leichten Gewichten. Selten benutzte er mehr als 100 Kilo, manchmal sogar weniger als 90 Kilo. Er spottete bei dem Gedanken, dass man extrem schwere Gewichte heben müsse, um die Muskeln wachsen zu lassen. Beim Bank­drücken umfasste er die Hantel mit sehr weitem Griff eine Technik, so behaupten manche, die zu seinen breiten, perfekt entwickelten Brust­muskeln beigetragen habe.

Sein Wettkampfrivale und guter Freund Lou Ferrigno bemerkt, dass Nubrets Hang zum Exzess nicht nur auf seine herausragende Brustmuskulatur beschränkt blieb: „Vor dem Mr. Olympia 1975 lud Serge mich ein, mit ihm zu trainieren“, erinnert sich Ferrigno. „Wir trainierten unsere Beine, und er wollte allein 25 Sätze Beinstrecken absolvieren! Danach folgten noch viele andere Übun­gen. Ich sagte ihm, dass ich so nicht trai­nieren könne. Normalerweise wäre das Workout schon nach dieser einen Übung für mich gelaufen gewesen.“

Dann war da noch sein Bauchmuskel-Programm. Das Wort „Übertraining“ gab es offensichtlich nicht in Nubrets Wort­schatz, denn er trainierte seine Bauch­muskeln täglich – ohne Unterbrechung eine Stunde lang. Und das zusätzlich zu den Stunden, die er jeden Tag für die anderen Muskelgruppen aufbrachte! Während manche vielleicht vor der Zeit

zurückschrecken, die er mit hängendem Knieheben verbrachte, kann niemand die Resultate   seiner Mühen be­streiten. Dieses   Trainingssystem funktionierte für ihn nicht nur in körperlicher, sondern auch in mentaler und psychischer Hin­sicht. „Eines Tages fragte ich ihn, woher er die Energie habe, um so lange zu trainieren“, sagt Ferrigno. „Er antwortete, ,Ich liebe Bodybuilding“

 

SERGE NUBRET ERNÄHRUNG:

KEIN MANN DER KOHLENHYDRATE

Was die Ernährung betrifft, so befolgte Serge Nubret das, was wir heute als „Keto-Diät“ bezeichnen. Meistens ver­zichtete er auf Kohlenhydrate und ver­ließ sich hauptsächlich auf rotes Fleisch. „Das erste Mal, dass ich in Bestform kam, war beim Mr. Olympia 1971 in Essen, Deutschland, wo ich Arnold und Franco mit meiner äußeren Erscheinung überraschte“, schilderte Nubret einmal. „Ich ernährte mich von rotem Fleisch (täglich etwa sechs bis acht Pfund) und wenig Kohlenhydraten wie Reis und Bohnen. Ich trank etwa drei Liter Was­ser und aß ein bis zwei Mahlzeiten am Tag, die größere jedoch abends.“ Das bedeutet, er aß über drei Pfund Fleisch zum Abendessen! Oft handelte es sich dabei um Pferdefleisch, das, wie er fand, besonders anabol wirkte.

An einem normalen Tag nahm er, wenn überhaupt, nur wenige Kohlenhydrate auf. In der letzten Woche vor einem Wettkampf machte Nubret jedoch genau das Gegenteil und nahm |extrem viele Kohlenhydrate zu sich zwischen 4000 und 5000 Kohlenhydratkalorien, die meisten von ihnen schnellverbrennende Kohlenhydrate.

Klar, er war ein genetisches Wunder. Er konnte nicht nur diese zermürbenden, Marathon-Workouts absolvieren, die weniger muskulöse Männer zugrunde richten würden. Er ernährte sich auch auf eine Weise, die bei den meisten Männern ein Versagen der Verdauung verursachen würde. Während es jedoch vermessen wäre, ähnliche Fortschritte erzielen zu wollen wie Nubret, indem man seinen Trainings- und Ernährungsplan befolgt, so funktionierte doch beides für den „Schwarzen Panther“ des Bodybuilding.

 

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