Arnold Classic 1998

Arnold Classic 1998

Arnold Classic 1998

 

Als Flex Wheeler hörte, wie sein Namen verlesen wurde, ging er auf ein Knie und beugte sein Haupt in Dankbarkeit. Gleichzeitig warf er eine Hand in die Luft, dieselbe Hand, die wenige Monate zuvor noch in Verbandsmull eingepackt war, nachdem Flex Wheeler Opfer eines Überfalls wurde.

Noch 1997 verglich Flex Wheeler vor dem Mikrophon bei der Mr. Olympia 97 Wahl sein Schicksal noch mit dem von Prinzessin Diana und Tupac, schloss dann aber seine Ansprache damit, dass er sich als „Naturgewalt“ bezeichnete.  Aber auch ein Naturgewalt hat seine Feinde, dazu gehörte Nasser El Sonbaty. Wobei selbst Feind noch etwas zu milde ist – Todfeind wäre eher passend.

In den letzten zwei Jahren musste Nasser El Sonbaty immerhin zweimal mit ansehen, wie Flex Wheeler sich den Titel vor seiner Nase schnappte. Diesmal war die Niederlage sicher noch härter, denn auch Nasser El Sonbaty trat in seiner Bestform an. Während das Posedown Leben in die Bude brachte, lieferte sich Nasser El Sonbaty ein Duell nach dem anderen mit Flex Wheeler, wobei die beiden so hart anspannten, dass manch Zuschauer befürchtete, gleich werden die Muskeln und Venen der beiden zerspringen.

Arnold Classic 1998

All die Feindseligkeiten, die zwischen immer wieder wechselnden Gegnern stattfinden, haben nie eine befriedigende Auflösung erfahren. In diesem Sport kämpft jeder für sich selbst, ohne Hilfe von seinen Mannschaftskameraden und selbst in diesem Umfeld sind Nasser El Sonbaty und Flex Wheeler einmalig.

 


 

NASSER EL SONBATY

In den letzten Jahren hat sich Nasser El Sonbatys Körper soweit entwickelt, dass er es mit jedem Gegner auf jedem Schlachtfeld aufnehmen kann.

Er kennt sein Ziel und lässt keine Ablenkungen zu. Sein eiserner Wille hat ihm nicht viele Freunde gemacht, aber seine Erfolge sprechen dafür eine um so deutlichere Sprache: Nasser El Sonbaty gehört zu dem engsten Kreis derjenigen, die sich Hoffnungen auf die Krone im Bodybuilding machen dürfen.


 

FLEX WHEELER

Flex_Wheeler AC 98Die Experten nannten Flex Wheeler der nähste Mr. Olympia aber dann kamen die Rückschläge, die eine gewisse Regelmäßigkeit mit sich brachten: Im Frühjahr ein Hurrikan bei Arnold Classic, im Herbst ein laues Windchen, das gerade noch im Zuschauerraum bei der Mr. Olympia-Wahl für Furore sorgte.

Hilfestellung im Jahr 1998 kam von Chad Nicholls, dem Gatten von Ms. Olympia Kim Chizevsky.

Flex sagte „Charles Glass fungiert weiterhin als mein Trainer, aber Chad Nicholls half mir, meine Ernährung auf Vordermann zu bringen, was den entscheidenden Unterschied bewirkte.“

Für Flex Wheeler war Chad Nicholls Hilfe sicher ein Segen, der ihm half, die nächste Leistungsstufe zu erreichen.


VINCE TAYLOR

„Das ist für mich wie Weihnachten,“ verkündete der 41-jährige Vince, als er mit seinem Pokal für den dritten Platz von der Bühne kam. VinceTaylor der noch am Tag zuvor die erste Masters Arnold Classic gewonnen hatte, war ein neuer Mensch, voll Energie und Enthusiasmus. Für ihn war der Wettkampf am Tag zuvor sogar ein Vorteil: „Hätte ich den Masters Wettkampf nicht gemacht, wäre meine Form nicht so gut gewesen.“

Aufgrund der breiten Bühne mussten die Teilnehmer jeden Vergleich einmal auf der linken und einmal auf der rechten Seite der Bühne ausführen. Für die Zuschauer war das sicher ein großer Vorteil, für die Athleten dagegen war es mörderisch: „Es war echt hart, aber meine Definition wurde dadurch um einiges besser,“ bestätigte Vince.

Warum war Vince nun über den dritten Platz glücklicher als über den Sieg am Tag zuvor? Zum Teil lag es sicher daran, dass es Vince die Gelegenheit gab, den jungen Stiften zu zeigen, wie man die Sache richtig macht, aber für einen Bodybuilder in Vince Alter gibt es auch noch andere Gründe.

„Für meinen Sieg bei der Masters Arnold Classic erhielt ich eine Jacke. Als Arnold mit der Jacke kam, sagte ich ‚Wo ist mein Pokal? Ein Pokal ist etwas, das man für immer behält. Die Jacke ist toll, aber ich wollte einen Pokal.“

Vince hat sich nicht beschwert – er war glücklich über seinen Platz und dass Jim Lorimer ihm erlaubte bei beiden Wettkämpfen teilzunehmen, was ihm beim Mr. Olympia Jahr für Jahr verweigert wird. Schade, denn es hat sich für das Publikum an beiden Nächten als ein echtes Erlebnis erwiesen.


JEAN PIERRE FUX

Diesmal war der vierte Platz ein Geschenk und aufgrund seiner Tagesform nicht verdient, aber man muss zugeben, dass er sich in der Vergangenheit sein Recht auf einen Finalplatz unter den Besten der Welt verdient hat. Sein Kollege aus Amateurtagen, Roland Cziurlok, mußte sich trotz deutlich besserer Form dagegen gefallen lassen, dass die Kampfrichter ihn völlig ignorierten.

Jean-Pierre Fux scheint sich langsam wohler auf der Bühne zu fühlen,  wie sein Grinsen zeigte, das seine Most-Muscular-Posen während des Posedown untermalte. Hinter der Bühne gab Jean-Pierre Fux zu, dass er härter antreten und seinen aufgequollenen Bauch unter Kontrolle bekommen muss.


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CHRIS CORMIER

Platz fünf für den Real Deal war dies die Gelegenheit seine hervorragende Form und ästhetischen Linien erneut unter Beweis zu stellen. Etwas mehr Masse hätte ihn wohl weiter nach vorne gebracht. Chris Cormier mag wohl das Opfer seiner eigenen Erfolge im Vorjahr sein: Nach seinem Sieg bei der Night of Champions 1997 und seinem beeindruckenden Abschneiden bei der Eurotournee wurde viel von ihm erwartet. „Ich habe mich diesmal allein vorbereitet und ich hatte nur zwei Monate, was einfach zu wenig ist. Im Bodybuilding sind zwei Monate die letzte Minute. Für die Arnold Classic braucht man einfach mehr Zeit.“


DARREM CHARLES

Sechster Platz für Posingkünstler Darrem Charles war der sechste Platz unter den Erwartungen vieler Beobachter. Darrem hatte fünf Kilo Masse zugelegt und sah entsprechend besser aus. In der Posingrunde sprühte Darrem mit Können und Vollendung, die nur von Vince Taylor noch erreicht wurde. Darrem beherrschte die Bühne zu jeder Sekunde und mit jeder Bewegung. Der ehemalige Breakdancer ist für seine Roboter-Bewegungen bekannt, aber seine Bodybuildingposen stehen nicht weit dahinter. Schließlich hat Darrem noch in der Woche zuvor bei dem Ironman Pro Invitational 1998 mit seinem zweiten Platz die Qualifikation zum Mr. Olympia geschafft.

Darrem, der im sonnigen Florida lebt, hat frische und realistische Ansichten über seine Karriere: „Ich werde nie 125 kg wiegen. Bodybuilding ist ein wunderschöner Sport und alles sollte zusammenpassen. Es ist mehr als nur der Körper gefordert – ich hoffe, ich kann bei der Mr. Olympia-Wahl einen positiven Eindruck hinterlassen.“


AARON BAKER

Aaron ist auch als Batman bekannt belegte den siebten Platz.  Er hatte für ein Jahr die Wettkampfszene verlassen, um sich zu verbessern. Er hatte deutlich mehr Masse, war jedoch mit seiner Form nicht sehr zufrieden: „Ich konnte einfach nicht abnehmen. Ich habe mich ausgehungert und kam trotzdem nicht mit dem Gewicht herunter.“ Viele wären froh, wenn sie ihre Masse so problemlos halten könnten, aber für Batman war es nicht von Vorteil. Aaron bekräftigte, dass er froh ist, dass er sich ein Jahr frei genommen hatte. Jetzt will er sich überlegen, ob er beim Mr. Olympia wieder antreten will: „Ich weiß es noch nicht – ich will einfach mal normal leben.“


DON LONG

Für Don Long traf eher das Gegenteil zu: Er war fast 10 kg leichter als geplant. „Vor drei Tagen wog ich noch 117 kg,“ erklärte er uns hinter der Bühne. „Ich rechnete damit, mit 113 kg anzutreten. Dann verlor ich jedoch 10 kg als ich entwässerte. Es war echt unheimlich. Jetzt wiege ich 107 kg, was einfach zu wenig ist.“ Don war tief enttäuscht über seinen achten Platz, aber viele der Betrachter konnten seine Probleme nicht nachvollziehen, sondern waren der Meinung, dass Don gut aussah, nicht schlechter als in der Vergangenheit zumindest.


LAN HARRISON

Lan hat immer noch Probleme damit, Masse und Härte gleichzeitig zu bieten. Er gleicht dieses Manko teilweise mit seinem breiten Grinsen aus, aber für die erwünschten Plazierungen reicht es noch lange nicht. Obwohl Lan diesmal sein altes Gewicht von 125 kg weit unterschritt, war die Form nicht da.


ROLAND CZIURLOK

Was ist mit Roland passiert? Schwer zu sagen, denn seine Form war gut und hätte eigentlich einen höheren Platz mit sich bringen sollen. Dass dem nicht so war, war für niemanden verständlich. Vielleicht hätte er ein Neonschild und ein Nebelhorn gebraucht, um die Aufmerksamkeit der Kampfrichter zu erringen. Rolands Körper war in Form: der Bizeps, die Brust, der gewaltige Lats  alles war in Topform, trotzdem wurde er nicht beachtet.


JEFF LONG

Jeff ist ein Supertyp. Obwohl er als Mittelgewichtler antrat, sah er hier wirklich gut aus. Er hatte sich erheblich verbessert gegenüber seinem 13. Platz, den er noch zwei Wochen zuvor bei dem Ironman Pro Invitational 1998 belegte. Wenn er so weiter macht, wiegt er 150 kg beim Mr. Olympia.

 


 

Arnold Classic 1998 Ergebnisse

1 Ken Wheeler (Flex)
2 Nasser El Sonbaty
3 Vince Taylor
4 Jean Pierre Fux
5 Chris Cormier
6 Darrem Charles
7 Aaron Baker
8 Don Long
9 Ian Harrison
10 Roland Cziurlock
11 Jeff Long
12 Grant Clemesha

 


Arnold Classic 1998 – Masters

1 Vince Taylor
2 Sonny Schmidt
3 Robby Robinson
4 Yohnnie Shambourger
5 Patrick Nicholls
6 James Roberts
7 Mohamed Makkawy
8 Emeric Delczeg
9 Honore Cironte
10 Ed Corney


 

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